Ahimsa – Wie uns Yoga helfen kann, liebevoller mit uns und anderen umzugehen

Mich begleitet Yoga jetzt schon lange Zeit. Angefangen habe ich während der Schulzeit im Fitnessstudio. Damals war Yoga noch nicht unbedingt so cool und die ältere Frau, die unterrichtet hat, war nicht mit Kino MacGregor oder Sharron Gannon vergleichbar, sondern trug weite unvorteilhafte Kleidung und kam mir auch nicht sonderlich beweglich vor. Aber sie hatte eine Kerze angezündet und es lief entspannende Musik – und irgendwie habe ich mich direkt wohlgefühlt und hatte das Gefühl, bei mir und in meinem Körper anzukommen. Seitdem bin ich beim Yoga geblieben. Anfang 2015 habe ich dann meine erste Yogalehrerausbildung gemacht und unterrichte seitdem auch selbst.

Vor allem ist Yoga für mich aber immer noch das, was es von der ersten Stunde an war – Gelegenheit zu mir zu finden. Wie ich bereits in diesem Artikel geschrieben habe, hatte ich lange Zeit eine nicht ganz entspannte Beziehung zu mir selbst und meinem Körper. Ich hatte das Gefühl, nicht dünn, nicht schön, nicht gut genug zu sein. Durch Yoga habe ich gelernt, mich selbst wieder zu spüren, zu akzeptieren und liebevoller mit mir umzugehen. Denn Gewaltlosigkeit sich selbst und anderen gegenüber ist der Kerngedanke der Yogaphilosophie.

DER ACHTGLIEDRIGE PFAD - „ASHTANGA MARGA – BESCHRIEBEN VON PATANJALI IN DEN YOGA SUTREN, BESCHREIBT DIE SCHRITTE, DIE ES ZU MEISTERN GILT, UM ZU HÖCHSTER INNERER FREIHEIT ZU GELANGEN.

Dieser Zustand, das Ziel der Yoga Praxis wird häufig als Erleuchtung oder Samadhi bezeichnet und stellt die letzte, achte Stufe des Yogapfads dar. Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Prathyahara, Dharana, Dhyana heißen die Etappen, die uns dort hinführen sollen. Am geläufigsten sind daraus in der westlichen Praxis Asana (die körperorientierten Yogahaltungen bzw. die physische Praxis) und Pranayama (Kontrolle des Atems bzw. Atemübungen).  

Vor der körperlichen Übung und der Atemkontrolle steht an erster Stelle jedoch Yama. Die fünf Yamas sind ethische Richtlinien und umfassen: 1. Ahimsa (Nichtverletzen / Gewaltlosigkeit), 2. Satya (Wahrhaftigkeit), 3. Asteya (Nichtstehlen), 4. Brahmacharya (Enthaltsamkeit) und 5. Aparigraha (Bescheidenheit / Unbestechlichkeit).

Ahimsa ist eines der wichtigsten Prinzipien im Yoga. Das „A“ steht für „nicht“ und das „Himsa“ für „Schmerzen verursachen“ oder „töten“. Es bedeutet, ein Leben zu führen, ohne anderen Lebewesen Gewalt anzutun. Das schließt ein: Die Art und Weise wie wir andere Menschen und uns selbst behandeln – in Gedanken, Worten und Taten. 

YOGA LEHRT UNS EINEN ANDEREN BLICK AUF DIE WELT EINZUNEHMEN.

Das Wort Yoga an sich bedeutet „Verbindung“ und in der Yoga Praxis versuchen wir somit wieder in Kontakt zu kommen – mit uns selbst, unseren Körpern, der Natur, unseren Mitmenschen und den Lebewesen um uns. Und Streit, Neid, Ärger und Wut zu minimieren. 

Im Jivamukti Yoga spielt deshalb Aktivismus eine wichtige Rolle. Wenn du schon einmal in einer Jivamukti Klasse warst, hast du vielleicht schon einmal das Mantra „Lokah Samastah Sukhino Bhavantu“ gehört. Übersetzt bedeutet es so viel wie: Mögen alle Lebewesen überall glücklich und frei sein und meine Gedanken, Worte und Taten zum Glück und zur Freiheit aller beitragen. Das schließt uns selbst und alles Leben um uns ein.

YOGA ERLAUBT UNS, LIEBEVOLL ZU UNS SELBST ZU SEIN.

Und erinnert uns gleichzeitig daran, dass wir dazu beitragen können, dass es auch anderen gut geht. Und wenn wir liebevoll mit anderen Lebewesen umgehen, tut uns das gleichzeitig auch wieder gut. Denn negative und verletzende Gedanken, Worte und Taten schaden nicht nur dem anderen, sondern auch uns selbst. Missgunst z.B. ist letztendlich unser Problem. Denn wenn jemandem etwas Gutes passiert und wir uns darüber ärgern, dann liegt das vor allem daran, dass wir uns selbst als nicht wertvoll betrachten. Und wir können so auch unsere Gefühlsbilanz beeinflussen. Wir können uns entscheiden, ob wir uns jedes negative Gefühl, das es gibt, wirklich antuen. Ein typisches Beispiel ist: das Aufregen im Stau. Was will man da ändern? Wozu aufregen? Man kann sich fragen, ist ein Gefühl, das sich zeigt, auch angemessen? Das nennt man Gefühlsregulierung und kann man sehr gut üben.

TATSÄCHLICH FÜHLEN WIR UNS BESSER, WENN WIR GUTES TUN.

Studien konnten zeigen, dass es uns zufriedener macht, wenn wir uns anderen gegenüber so verhalten, wie wir selbst behandelt werden wollen. Beispielsweise haben Menschen, die sich ehrenamtlich betätigen eine bessere Gefühlsbilanz und sind zufriedener. 

Ein nur von Glück, Zufriedenheit und Gelassenheit bestimmtes Leben erscheint vielleicht erst einmal schwierig. Z.B. ist es manchmal nicht so einfach, sich nicht mehr über andere zu ärgern, die uns provozieren und ungerecht zu behandeln. Und auch sich selbst immer liebevoll zu sehen und zu behandeln ist manchmal eine Herausforderung. Aber das Schöne ist, dass Yoga gleichzeitig der Weg und das Ziel ist – so wie schon Patanjali den achtgliedrigen Pfad beschrieb, bringt uns auch heute noch jeder kleine Schritt weiter. 

Es gibt so viele Wege, Ahimsa zu praktizieren. Auf der Yoga Matte mit dir selbst, indem du auf deinen Körper hörst. Im Kontakt mit anderen Menschen – dem Chef, dem Partner, der Familie. Durch deine Ernährung und dein Konsumverhalten. Indem du versuchst, die Umwelt zu schützen und z.B. Plastik sparst oder mit dem Fahrrad statt dem Auto fährst. Es sind die kleinen Dinge, die kleinen Schritte, die dich dem Ziel von Ahimsa und Gewaltlosigkeit näher bringen. 

Es ist so einfach, einen Beitrag zu leisten. Und so nicht nur uns selbst, sondern auch anderen etwas Gutes zu tun und Yoga und Ahimsa in den Alltag zu bringen.

Hinterlass mir gerne hier oder bei Instagram einen Kommentar oder schreib mir eine Nachricht. Ich freue mich von dir zu hören!

Love 

Helen

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